Sonntag, 9. September 2012

Wände, in denen Löcher klaffen.
Verwandte, die vor Schreck erblassen,
wenn sie über die Grenze gehen
und wie in einen Abgrund sehen.

Die Fingernägel kurz gebissen,
mit Klingen dünnes Fleisch zerrissen.
Erleichterung hat man empfunden,
es dann liebevoll abgebunden.

Zeichen habe man gesehen,
die kaum einmal sie selbst verstehen,
dann alles minutiös notiert
und den Papierrand ignoriert.

Ich sah sie durch den Spiegel springen
und dort mit ihrem Schatten ringen.
Ein Heer umlagerte das Ich,
außer Feinden nichts nichts nichts.

Hier wo des Wahnsinns Flaggen wehen
sieht man die Jahre dumpf verwehen.
Einer Wüstenlandschaft gleich
ruht das angsterfüllte Reich.


Freitag, 7. September 2012

Über der Stadt

Zwischen grob verfugten Mauern sitzen
auf steinigen Treppen mit spitzen
Ohren die Katzen der Provence.

Der Wind, berüchtigter Mistral,
rauscht über die Gassen,
in denen noch Katzen saßen,
bevor ich sie durchschritt.

Man könnte meinen,
sie hüten die Türen,
blau bestrichen, mit Eisenringen,
durch die kein Fluch kann dringen.

Doch wären sie dann nicht Geschöpfe der Nacht,
in sich gekehrt und gleichsam hellwach,
wenn um sie herum das Leben verlischt
und die Stadt nur mehr leises Rauschen ist.